Wer ist irre, die anderen oder ich?
Nachrichten hören, lesen oder sehen ist zurzeit kein Vergnügen, denn zurzeit passiert so viel Irres …
Ist das wirklich real oder bin ich Teil einer Show und nichts ist real, was um mich herum passiert? Ein Scheinwerfer ist mir jedenfalls noch nicht vor die Füße gefallen.
E-Rollerst Du schon oder läufst Du noch?
Im Juli wurden Elektrostehroller, E-Scooter, in Deutschland erlaubt. Seit einem Monat gehören sie zum Straßenbild. Zugelassen sind nur Modelle mit einer Höchstgeschwindigkeit von zwanzig Kilometer pro Stunde. Sie dürfen nur von einer Person ab vierzehn Jahren gefahren werden, ein Sozius ist verboten. Die E-Scooter müssen versichert sein und auf Radwegen fahren. Gibt es keinen Radweg, gehören sie auf die Straße.
Es werden auch E-Roller ohne Straßenzulassung verkauft. Das Verkaufspersonal scheint nicht ausreichend geschult zu sein, zeigte ein Test des ZDF-Verbrauchermagazins WISO.
Kinder, Junge und Junggebliebene nutzen E-Scooter gerne – in rasendem Tempo und ohne Helm, ohne Ellbogen- und Knieschoner -, gerne auch zu zweit, hin und wieder auch ange- oder volltrunken. Mancherorts kontrolliert die Polizei. Sie kann aber nicht überall sein. Pech, wenn man als Unbeteiligter umgenietet wird.
Schon Anfang Juli tauchten neben ersten Unfallmeldungen die ersten Probleme auf. Kritiker, Fahrrad- und Autoklubs verlangen von Bundesverkehrsminister Scheuer Nachregelungen zum Gesetz. Vor der Straßenzulassung soll der Eigentümer seine Fahrkünste nachweisen, ein paar Stunden Einweisung und Fahrübungen sollen den Leuten Sicherheit geben. Ärzte warnen vor schweren Kopfverletzungen und komplizierten Knochenbrüchen. Das Tragen eines Helms soll deshalb Pflicht werden. Sozial- und Behindertenverbände fordern Nachbesserungen zum Abstellen der gemieteten Elektrostehroller. Die E-Roller werden überall irgendwo abgestellt. Blinde und Gehbehinderte stolpern darüber. Der Bundesminister sieht keine Notwendigkeit zur Nachbesserung des Gesetzes. (Nun ja, der Mann scheint ein Liebhaber von Schnellschüssen zu sein. Seine Eilfertigkeit, Verträge mit der Industrie zur PKW-Maut abzuschließen, bevor diese von der EU „abgesegnet“ ist, werden wir deutschen Steuerzahler mit Regressforderungen noch jahrelang teuer bezahlen müssen, denn die EU segnete die Maut eben nicht ab. Herr Scheuer will aber nicht dafür verantwortlich sein, weder für die Folgekosten der Maut, die nicht kommt, noch für ergänzende Regelungen zu den E-Scootern.)
Noch irrer: Die Elektrostehroller, die man mieten kann, sind nach vier bis achtzehn Monaten (hier schwanken die Angaben und Schätzungen der Experten) – spätestens – Schrott, genauer: Sondermüll. Dann sind die hinüber! Das soll an den Batterien liegen. Die Akkus halten wohl nicht länger und ein Austausch ist teurer als ein neuer E-Roller. Das ist doch irre!
Wegwerfartikel
Ich frage mich schon länger, wie lange die Akkus von E-Fahrzeugen halten, also wie viele Male sie geladen werden können, Ladezyklen heißt das. Die Akkus sollen allerhand kosten. Ist das E-Auto am Lebensende der Akkus auch Schrott, äh … Sondermüll?
Wir produzieren immer noch lieber neu, als etwas Nachhaltiges herzustellen, das mit Ersatzteilen wieder aufgearbeitet werden kann und Jahrzehnte hält. Das Wirtschaftssystem des Westens beruht auf Wachstum. Das ist Irrsinn.
Hier muss dringend umgedacht werden. Vielleicht sollte man mal im Osten recherchieren, nicht im nahen oder fernen Osten – im deutschen, also im wilden Osten, früher DDR. Das Handmixgerät RG 28 (RG = Rührgerät) läuft auch dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch einwandfrei. Und es ist nicht das einzige Elektrogerät aus der DDR, das noch funktioniert. Die DDR war ein Land mit wenigen Ressourcen. Vieles musste teuer importiert werden und Devisen waren knapp. Qualität war wichtig. Es musste Jahre, Jahrzehnte halten und funktionieren. Und wenn mal was kaputt ging, konnte es leicht repariert werden … wenn es Ersatzteile gab.
Eine elektrische Zahnbürste mit fest verbautem Akku wäre in der DDR undenkbar gewesen (soweit ich weiß, gab es bis 1989 keine elektrischen Zahnbürsten in der DDR, weil im gesamten sozialistischen Wirtschaftsraum die Zähne mit Muskelkraft und nicht elektrisch geputzt wurden). Und es sollte wieder undenkbar werden, dass Akkus in elektrischen und elektronischen Geräten fest verbaut sind und nicht gewechselt werden können. Wir müssen Ressourcen schonen – lieber heute als morgen. Für unsere Kinder und Enkelkinder, die auch morgen und übermorgen noch diesen herrlichen Planeten bewohnen wollen. Im Moment habe ich aber Zweifel, ob wir ihnen einen bewohnbaren Planeten hinterlassen …
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